Bei den Zugfahrten von Zwickau nach Dresden während dieser Aufenthalte habe ich zwar die Dampfzüge der Weißeritztalbahn in Freital-Hainsberg gesehen, bin aber zu DDR-Zeiten nie dorthin gefahren.
Schmalspur-Dampf bei der Deutschen Reichsbahn 1975 bis 1979
Mein erste Reise in die DDR führte mich im Sommer 1974 zu unseren Verwandten nach Wilkau-Haßlau und Umgebung. Als damals 15-Jähriger wurden meine Visa-Eintragungen noch im Reisepass meiner Eltern vorgenommen.
Der erste Schmalspur-Kontakt war eher ein Reinfall:
Von der Brücke über den Bahnhof Wilkau-Haßlau waren noch die Gleise der Schmalspurbahn in Richtung Kirchberg zu sehen. Aber, wer halt zu spät kommt, der sieht dort keine Schmalspurzüge mehr. Der Betrieb war leider schon ein Jahr früher eingestellt worden.
Auch der zweite Sichtkontakt wurde nicht so richtig genutzt:
Meine Besuche galten dem Lößnitzdackel von Radebeul Ost nach Radeburg, der Fichtelbergbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal und der Preßnitztalbahn von Wolkenstein nach Jöhstadt.
Die Reichsbahner auf den Schmalspurstrecken waren in Bezug auf „Fotografieren von Bahnanlagen“ und weiterem Entgegenkommen wesentlich aufgeschlossener als ihre Kollegen von der „großen Eisenbahn“.
Der Lößnitzdackel:
Für die Anreise von Wilkau-Haßlau zur Lößnitzgrundbahn habe ich die große Reichsbahn benutzt. Von Zwickau Hbf bis Dresden Hbf dürfte wohl meist der D 961 benutzt worden sein. Dieser Zug kam gegen 8 Uhr in Dresden an und es blieb genügend Zeit für die Weiterfahrt mit einem Personenzug nach Radebeul Ost.
Die Fichtelbergbahn:
Die Anreise von Wilkau-Haßlau nach Oberwiesenthal erfolgte am 15.08.1977 mit dem Auto.
Die Preßnitztalbahn:
Ebenfalls mit dem Auto ging es im August 1977 und im April 1979 nach Wolkenstein & Co.
Bei der ersten Tour 1977 auf den schmalen Straßen in Richtung Erzgebirge war ich anfangs etwas über die in Schlangenlinien führende Fahrweise der wenigen vor mir fahrenden einheimischen Fahrzeuge erstaunt. Mich als Führerscheinneuling korrekt an das Rechtsfahrgebot haltend, habe ich den Grund für die lokale Fahrweise nach den ersten Eindruck vermittelnden Schlaglochkontakten verstanden. Ich fuhr danach ebenfalls vorrausschauend ausweichend.
Als „Rand-Ruhrpottjunge“ war ich mit der lokalen Mundart nicht ganz vertraut. Da die Internetsuche damals noch nicht zur Verfügung stand, hielt ich unterwegs an, um nach einer Verpflegungsmöglichkeit möglichst in der Nähe zu fragen. Die Routenbeschreibung enthielt die für mich unverständliche Anweisung „am Kiehlschrank rechts“. Dies klärte sich erst auf, als ich mich einer der für mich unerwartet im Erzgebirge befindlichen Produktionsstätte für Kühlschränke näherte. Also, am Kühlschrankwerk rechts abbiegen, war doch klar.
Klaus filmte damals mit Super 8. Nach einem kurzen Plausch mit dem Personal setzte ich meine Fahrt allein mit meinem Auto fort. Klaus durfte im Packwagen mitfahren und daraus filmen.
Beim Besuch im Lokschuppen in Jöhstadt kamen wir weiter mit dem Personal ins Gespräch und staubten zwei Lokführer- oder Heizermützen ab. Soweit ich mich erinnern kann, wurde die Mitnahme im Packwagen und die Überlassung der Mützen in CAMEL-Währung beglichen.
Leider gibt es keinen normalen Personenverkehr geschweige Güterverkehr auf den meisten dieser Strecken. Verkehrten damals die ersten Züge auf den Schmalspurstrecken an Werktagen noch vor 5 Uhr morgens, so können die Eisenbahntouristen heute ausschlafen, in Ruhe frühstücken und in die ersten Züge nach 9 Uhr einsteigen. Nur auf dem Lößnitzdackel kann der Frühaufsteher an Schultagen schon morgens um Viertel nach Fünf ab Radebeul Ost eine Runde nach Radeburg drehen und ist rechtzeitig zum Frühstück um Viertel nach Sieben wieder zurück.
Zum Glück kann der größte Teil dieser Bahnen auch im Jahr 2020 noch mit Dampf bereist werden!