Nein, im Juni wurden in der Umgebung von Warburg keine Zuckerrüben geerntet. Die erste Sichtung erfolgte unvorbereitet am 08. Juni1975. Eigentlich waren wir zu einer Sonderfahrt mit 012 061-8 angereist, die in Warburg wendete.
Beim Wenden der Lok im Bw wurden lautstark alle „Models“ im Sichtbereich von der Fotografenfront zurechtgewiesen.
Fotoshootings , bei denen heute neben den Lokomotive auch andere Motive im Vordergrund stehen, gab es damals noch nicht.
So entstand das Bild der alten Dame (ganz oben) vor dem abgestellten Wagenpark des Sonderzuges eher zufällig.
Welch günstige Fügung: mein eisenbahnbegeisterter Erdkundelehrer tauchte ebenfalls in seiner früheren Heimatstadt Warburg auf. Vorausschauend hatte ich auch nur eine einfache Fahrkarte gelöst und ich wurde am Abend mit dem Auto zusammen mit einem Meerschweinchen zurück gen Heimat mitgenommen. Die A44 in Richtung Ruhrgebiet war damals noch nicht ganz fertiggestellt, so dass wir im Stau auf der B1 genügend Zeit für zukünftige Planungen hatten. Es reifte der Plan die Lok im Herbst im Einsatz zu erleben. Dies wurde dann 1975 und 1978 umgesetzt. Ich bin immer noch dankbar, denn ohne die kostenlos angebotenen Mitfahrmöglichkeiten hätte ich diese Bilder nie machen können.
Der 1898 bei der HANOMAG gebaute Drei-Kuppler, war zuerst als Lok 2b in Diensten der Oschersleben-Schöninger Eisenbahn (O.S.E.) hatte dann ab 1930 fast 50 Jahre lang unter gleicher Identität einen Saisonjob bei der Zuckerfabrik in Warburg.
Firmenschild am Büroeingang der Zuckerfabrik mit Lok und Fotograf
Auch bei der Warburger Zuckerfabrik behielt sie ihre Nummer und den Hinweis auf den ursprünglichen Besitzer.
Praktischerweise wurde der Besuch im Oktober 1975 ebenfalls mit einer Sonderfahrt und einem Besuch der Ottbergener 44er verbunden. Am Samstag, 25. Oktober 1975
strahlte noch die Sonne:
Es gab für die Anlieferung der Rüben und Abholung der leeren Wagen spezielle Fahrpläne für Züge, die nur im „Zuckerrübenverkehr“ liefen.
Leider habe ich keinen passenden Auszug für Warburg.
Für die bereits 1977 geschlossene Zuckerfabrik in Bockenem war im Buchfahrplan Heft 9/10/17G der Bundesbahndirektion Hannover gültig ab 29.09.1974 sogar eine 2 mal tägliche Belieferung mit 50er-Bespannung vorgesehen.
Ursprünglich gedacht als Warnung vor Zugbewegungen, könnte dieses Schild auch von der LKW-Diesel-Fraktion stammen. Vieles wurde inzwischen von der Schiene auf die Straße verlagert.
Die Warburger Zuckerfabrik ist inzwischen Geschichte. Die letzte Rüben-Kampagne wurde 2019 abgewickelt.
Die alte Dame gibt es jedoch noch. Sie trägt inzwischen eine neue Identität und tritt als Lok 107 „Oschersleben“ bei den Braunschweiger Verkehrsfreunden auf.