Außerdem wurde der Fahrtablauf geplant. Wir entschieden uns für den D 731 um 07:11 h ab Hagen Hbf, der außerhalb der Sommerferiensaison leider nur bis Münster fuhr. Ab Münster ging es dann weiter mit dem E 1935.
Im zarten Alter von 14 Jahren wurden mein Eisenbahnfreund Martin und ich vor eine erste ernste Gewissensfrage gestellt: Auf einem der Wege zur Eisenbahnbeobachtung im Hagener Hauptbahnhof fanden wir wie vom Winde verweht ein paar DM-Scheine. Kein Portemonnaie, dem Hinweise auf den Besitzer hätten entnommen werden können, kein extrem hoher Gesamtbetrag, lose lagen zwei oder drei Scheine auf dem Boden herum.
Zu verlockend war die Aussicht sich endlich eine Zugfahrt zum Dampflokmekka Rheine erlauben zu können. Denn der Preis von DM 26,00 für eine Rückfahrkarte sprengte bei weitem unser Taschengeldbudget.
Die Entscheidung war gefallen und da es sich um die erste „Fernfahrt“ mit weit über 100 km handelte, mussten entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Für Verpflegung musste gesorgt werden. Schnitzel wurden gebraten und eine Thermoskanne mit heißem Tee gefüllt.
Am Morgen des 14. 03.1973 wurde dann in der Fahrkartenausgabe eine Fahrkarte gekauft. Damals wurde diese als Edmondsonschen Fahrkarte, auf Pappe gedruckt, hergestellt.
Details zur Tarifberechnung, räumlicher Gültigkeit und Entwertung können den Scans aus folgender Galerie entnommen werden. Einfach anklicken und durchscrollen:
Soweit mein Ausflug in die analoge Fahrpreisgestaltung und Berechnung.
Direkt nach der Ankunft in Rheine musste ein Bestätigungsanruf an Martins Eltern erfolgen. (Wir hatten damals noch kein Telefon.). Mangels schnurloser Hardware wurde eine Telefonzelle auf dem Bahnhofsvorplatz am Bahnhof in Rheine aufgesucht und unter Verwendung des mitgebrachten Münzvorrats die Bestätigung der erfolgreichen Ankunft über den Münzfernsprecher (Kartentelefon gab es auch noch nicht) durchgeführt.
Die Attraktivität von Rheine und der Emslandstrecke mit dem letzten dampfgeführten Schnellzugverkehr bei der DB war international bekannt. Nach unserem Telefonat wurden wir von einem asiatisch aussehenden Eisenbahnfreund angesprochen: „Can you tell me the way to the Bahnbetrrriebswörk?“ Wir waren vorbereitet und hatten uns vor der Tour über den örtlichen Buchhandel in Hagen einen gedruckten Stadtplan von Rheine bestellt. So konnten wir nun unser Wissen über den nicht ganz knappen Weg vom Bahnhof Rheine zum Bw in Richtung Hauenhorst weitergeben.
Die Fotoausbeute dieser ersten echten Eisenbahntour war weder besonders groß noch qualitativ besonders gut.
Und dann ging es weiter. Die Touren im Januar und April 1975 wurden noch per Bahnanreise durchgeführt. Die Fotomotive beschränken sich deshalb in Rheine auf den Bahnhof, das Bw und deren nähere Umgebung. Später ermöglichte mir mein eisenbahnbegeisterter Erdkundelehrer Mitfahrten in seinem PKW und somit neben den obligatorischen Bw Besuchen auch Aufnahmen an der Emslandstrecke.
13. Januar 1975:
Aufnahmedetails können aus folgender Bildergalerie entnommen werden. Einfach anklicken und durchscrollen:
Von der Nordsee an den Bodensee
Im Jahr 1975 gab es noch Kurswagenverbindungen mit Zügen auf heute sehr ausgefallenen Routen. Hier ist das Zuglaufschild eines Kurswagens des D 715 zu sehen.
Norddeich-Münster-Dortmund-Hagen-Hüttental-Weidenau-Gießen-Frankfurt(M)-Heidelberg-Stuttgart-Ulm-Friedrichshafen
In der Gegenrichtung mit D 714, der ebenfalls über die Ruhr-Sieg Strecke fuhr, wurde bereits damals Hagen umfahren. Genau wie jetzt für die neue IC-Linie über die Ruhr-Sieg Strecke geplant. Mit dem Unterschied, dass es nach Hagen ab Letmathe einen Kurswagen gab.
Das Ende des Dampfbetriebes im Oktober 1977 rückte immer näher. Es begann die Zeit der Abschiedsfahrten.
Am 13. und 20. März 1977
fanden daher Sonderfahrten von Hannover – Bremen – Leer – Rheine – Osnabrück – Hannover statt.
Aufnahmedetails können aus folgender Bildergalerie entnommen werden. Einfach anklicken und durchscrollen:
Abschied
Die Zeit für Dampfsonderfahrten wurde knapp und am 10. und 11. September 1977 gab es nochmal ein großes Dampfspektakel. Züge aus den Niederlanden mit 023 und auf der Emslandstrecke mit 042 und 043 wurden gefahren.
Aufnahmedetails können aus folgender Bildergalerie entnommen werden. Einfach anklicken und durchscrollen:
23. Oktober 1977:
Letzte Dampf-Sonderzugfahrt über die gesamte Emslandstrecke:
Danach war erst mal Schluss mit dem Dampfbetrieb. Trotzdem gab es noch ein paar wehmütige Erinnerungstouren.
Alter Strom
Wenn schon am 26. August 1978
keine Dampfer mehr in Rheine fuhren, dann gab es wenigstens die Möglichkeit, die Altbau-Elok 104 019-5 mit einer Garnitur Silberlinge im Bahnhof abzulichten.
Lange Schnellzüge, besonders in den Sommermonaten. Schwere Erz- und Kohlenzüge aus dem Hafen Emden in Richtung Süden. Neben dem üblichen Personennah- und Güterverkehr wurden hier die Züge bis zum Ende des regulären Dampfbetriebes bei der Deutschen Bundesbahn mit den berühmten Dampflokbaureihen 01.10, 41 und 44 bespannt. Das Bw Rheine als Heimat der meisten eingesetzten Maschinen war Pilgerstätte für Eisenbahnfreunde aus dem In- und Ausland.
Zum Glück können Dampfer heute wenigstens vor Sonderzügen auf den Strecken in Deutschland bewundert werden.