Außerdem wurde der Fahrtablauf geplant. Wir entschieden uns für den D 731 um 07:11 h ab Hagen Hbf, der außerhalb der Sommerferiensaison leider nur bis Münster fuhr. Ab Münster ging es dann weiter mit dem E 1935.
Außerdem wurde der Fahrtablauf geplant. Wir entschieden uns für den D 731 um 07:11 h ab Hagen Hbf, der außerhalb der Sommerferiensaison leider nur bis Münster fuhr. Ab Münster ging es dann weiter mit dem E 1935.
Fahrkarte: Es handelt sich hier um eine Rückfahrkarte von über 50 km, die 2 Monate gültig ist, Fahrtunterbrechungen zulässt und keinen zusätzlich Schnellzugzuschlag erfordert.
Die Stempelabdrücke auf der Rückseite zeigen die Benutzung des D 731 und im Anschluss des E 1935.
Ganz unten ist für die Rückfahrt der Stempelabdruck des D 736 (mit viel Phantasie) für die Fahrt von Münster nach Hagen Hbf erkennbar.
Der Abdruck des E 1936 auf der Vorderseite der Fahrkarte zeigt die Benutzung des Zuges zwischen Rheine und Münster.
Über dem Loch, das an der Sperre in Hagen geknipst wurde, ist die Prägung 14III für das Datum und HG II 55 für den Ort und die Identifizierung der Zange zu erkennen.
Bahnhofsentfernungstafel: Die Fahrpreisberechnung erfolgte basierend auf der Tarifentfernung, die nicht immer der tatsächlichen Entfernung entsprach, um Mittelwerte für alternative Fahrtwege abzudecken.
Diese Tarifentfernung konnte der Bahnhofsentfernungstafel, die für größere Bahnhöfe oder besetzte Fahrkartenausgaben zur Verfügung stand, direkt entnommen werden.
Für Verkäufe im Zug stand dem Personal der Entfernungsanzeiger (Handtarif) für den Fahrkartenverkauf in den Reisezügen des Fernverkehrs zur Verfügung.
Tarifberechnung: Da nicht für alle Verbindungen Druckvorlagen für die Fahrkartenerstellung zur Verfügung standen, mussten die Daten unter Umständen dieser Entfernungstafel entnommen und manuell auf einen entsprechenden Fahrkartenrohling geschrieben werden.
Für die Fahrkarte nach Rheine konnte der Ausgabebeamte eine entsprechende Vorlage nutzen, die die Tarifentfernung mit 125 km vorgibt und die Raumbegrenzungsnummer R 3017.
In der Raumbegrenzungstafel waren damals alle „Korridore“ beschrieben, innerhalb deren eine Fahrt ohne Berechnung von Umwegkilometern durchgeführt wurde. Bei langen Laufwegen konnten mehrere Raumbegrenzungen aneinander gereiht werden.
Auf meiner Fahrkarte war die Raumbegrenzung R 3017 vermerkt, die sich auf den Abschnitt zwischen Hagen und Münster bezog. Es durften alle Strecken zwischen den Punkten „Witten – Dortmund – Lünen“ und „Unna – Hamm“ benutzt werden. Hier wird deutlich, dass die Tarifentfernung, nach der der Fahrpreis berechnet wurde, nicht der eigentlichen Entfernung entsprechen musste. Die Entfernung von Hagen über Dortmund und Lünen nach Münster dürfte anders als von Hagen über Unna und Hamm nach Münster gewesen sein.
Ausgerüstet mit einer einfachen Kassettenknipse wurden ein paar Fotos gemacht, die nach heutigen Vorstellungen qualitativ grottenschlecht waren. Nun ja, wir waren jung und hatten kein Geld.
Nach der Anmeldung bei der Lokleitung haben wir dann im Bw die Dampfrösser bestaunt.
Fotografiert wurden damals eigentlich nur Freunde und Verwandte. Deshalb steht mein Eisenbahnfreund Martin ganz zufällig vor 011 062-7.
Dann ging es richtig los und hier wurde der entzückende Rücken von 044 618-7 vom Bw Emden am 14.03.1973 um 12:25 h verewigt.
Auf der am Bw vorbeiführenden Strecke in Richtung Steinfurt zog 043 672-5 ihren Güterzug im Wettlauf mit einem gelben VW-Käfer.
Vor dem Besuch eines Bahnbetriebswerks hatten die Götter die Anmeldung in der Lokleitung gesetzt.
Um kurzfristige Zugausfälle oder absehbare Verspätungen so gering wie möglich zu halten, gab es im Aufenthaltsraum eines Bws immer ein paar Lokführer in Bereitschaft.
Einer diese Lokführer wurde uns dann im Bw Hamm, Wanne-Eickel oder Freilassing zur Begleitung und Unterhaltung mitgegeben. Diese Beamten im Fahrdienst hatten eine Menge Dönekes zu erzählen oder ermahnten uns schon mal, wenn wir im Bw Hamm auf den Führerstand einer 104 zum Fotografieren klettern durften: „Fasst mir ja nix an, sonst geht das Ding los und ich weiß nicht warum“ (Der Kollege war wohl nicht mit Altbau-Eloks vertraut.)
Bei dem Besucheransturm in den großen Bws zum Ende der Dampfzeit, wie z. B. Ottbergen und Rheine, musste für die Besichtigung ein Versicherungsbetrag entrichtet werden. Dafür durften wir uns, nach entsprechender Ermahnung, frei im Bw bewegen. In Ottbergen wurde dies nur mit Namen in ein Buch eingetragen. In Rheine wurde zusätzlich eine Besucherkarte ausgegeben, die später - sogar mit einem Bändchen versehen - sichtbar auf dem Bw Gelände getragen werden sollte.
Ruhezeit: Hier köchelt 012 100-4 im Bw fotogen vor sich hin. Die beiden Herren in Grau gehören sicher zum Personal.
Ausgedient: Sah 011 062-7 bei unserem ersten Besuch noch ganz normal aus und wurde nur von dem vor ihr stehenden Eisenbahnfreund „verschandelt“, sieht die Maschine jetzt schon ziemlich gerupft aus. Wenn auch nur mit Kreide beschriftet, war es doch ein super Service, aus dieser Perspektive wegen der geöffneten Rauchkammertür die Loknummer ablesen zu können. Da hat jemand mitgedacht.
Schnellzugdampf: D 735 ist in Rheine von E-Lok auf 012 066-7 umgespannt worden und verlässt hier den Bahnhof Rheine in Richtung Norddeich.
Der Bahnsteig im Bahnhof Rheine sieht hier wie feucht gewischt aus, als 012 100-4 hier mit D 715 aus Norddeich eintrifft. Eine E-Lok wird den Zug für die nächste Etappe in Richtung München übernehmen. Lok 012 100-4 wird sich im Bw von der anstrengenden Fuhre erholen können.
Analoganzeige: Aus dem Weltstadtbahnhof Hagen waren wir bereits Bahnsteiganzeigen mit automatisch bedienten Richtungsfilmen gewohnt. Hier in Rheine wurden die Ziele und Zuggattungen noch von Hand rauf- und runtergeschoben und die Uhrzeit „eingedreht“.
Exportunterstützung: 042 241-0 bringt hier eine Fuhre fabrikneue Audis zur Verschiffung ab Emden in die weite Welt. Damals waren alt und neu hintereinander. Wo auch immer auf der Welt dürften von diesen Audis heute nicht mehr allzu viele vorhanden sein. Lok 41 241, wie sie inzwischen wieder heißt, hat überlebt und befindet sich zur Zeit (2020) in den Niederlanden.
Tourenplanung
Wo wann sein? Aktuelle Online- Fahrpläne gab es damals noch nicht. Deshalb mussten gedruckte Aufstellungen wie „Dampfgeführte Reisezüge“ oder aktuelle Meldungen aus den Eisenbahnzeitschriften ausgewertet werden.
Dies ist der Notizzettel für die Tour am 29.05.1975. Bilder von der 103 habe ich an dem Tag nicht gemacht.
Der 29.05.1975 war ein Donnerstag. Wir in Nordrhein-Westfalen brauchten an diesem Tag nicht die Schule schwänzen. Es war Feiertag – Fronleichnam. Hinter Rheine in Richtung Norden war normaler Arbeitstag in Niedersachsen.
Traktionswechsel: Zu dieser Zeit fand täglich in Rheine das Umspannen von Strom auf Dampf für die Züge der Emslandstrecke statt. Das einzige Bild, das ich davon gemacht habe, ist, wie 012 100-4 von ihrem Zug aus Richtung Emden absetzt und vom Bahnhof ins Bw fährt. Links im Bild warten sowohl eine 140, um den Zug zu übernehmen als auch ein paar Eisenbahnfreunde. Panik war angesagt. Das Ende des Dampfbetriebs speziell mit 012 war in Sicht.
Wartezone 1: Für Emslandzüge in Richtung Norden warteten die Dampfer im Gleisvorfeld von Rheine wie hier 012 066-7.
Dampf unter Strom: Weiter ging es dann noch bis Salzbergen unter Strom. 012 066-7 dreht hier mit ihrem schweren Schnellzug kräftig auf.
Wartezone 2: Hier am Bahnübergang Schleupestraße müssen Fußgänger und der Fahrzeugverkehr auf der Straße dem Dampfross Vorrang gewähren.
Durchblick: Zum Abschluss gab es am 29.05.1975 den obligatorischen Bw- Besuch. Mit einen Blick durch den Treibradsatz einer unbekannten Lok auf die 042 226-1 endete dieser Eisenbahntag.
Gewonnen: Hier sieht es so aus, dass die Riege der E-Loks, angeführt von 140 661-0, die Oberhand gewonnen hat.
Der Dampfer rechts hat schon einen Deckel auf dem Kamin und auch die Lokschilder sind schon von der Kesseltür verschwunden.
Noch ruht die Elektromannschaft abgebügelt im Bw Rheine.
Atomspaltung vs. Wasserdampf: Zwei unterschiedliche Technologien zur Energiegewinnung begegnen sich.
Natürlich bewegt sich nur die Lok der Baureihe 042 als Vorspann einer Schwesterlok am Kernkraftwerk in Lingen vorbei. Das Kernkraftwerk blieb zum Glück bis zur Abschaltung an der gleichen Stelle.
Nicht für Dritte: Aus strategischen Gründen durfte der Fahrplan dieses Zuges wohl nicht weitergegeben werden.
Wollte sich hier 042 320-2 mit militärischen Mitteln gegen die Ablösung des Dampfbetriebes wehren?
Im Bw Emden stehen 043 903-4 und 221 144-9 am 04. Januar1977 noch einträchtig nebeneinander.
Lok 043 903-4 fuhr am 26.10.1977 den letzten Dampfzug (Bauzug 81354) der Deutschen Bundesbahn von Oldersum nach Emden; am 06.12.1981 Aufstellung als Denkmal am Hauptbahnhof Emden.
Lok 221 144-9 wurde schon vor Jahren fern der Heimat zerlegt.
(Quelle revisionsdaten.de)
Bildfahrplan 1: Zur Planung der Fotostandpunkte wurde hier von Hand ein Bildfahrplan anhand einiger bekannter Fahrplan-Eckpunkte für den infrage kommenden Streckenabschnitt erstellt.
Kilometer 266 5:
Dies wäre auf dem Kilometerstein erkennbar gewesen, wenn ich den unteren Teil nicht abgeschnitten hätte.
Ähnlich wie heute mit GPS-Daten lässt sich der Aufnahmeort für km 266,5 auf der Strecke 2931 auf einen genauen Punkt zwischen Meppen und Haren festlegen
Diese Kilometrierung, heute meistens an den Masten der Fahrleitung angebracht, erlaubt dem Triebfahrzeugführer z. B. Geschwindigkeitswechsel gemäß den Buchfahrplanangaben vorzunehmen.
Hier ist 043 903-4 am 13.03.1977 unterwegs. Die Fenster in den Wagen konnte man damals sogar während der Fahrt öffnen und sich den Rauch und Rußpartikel um und in die Augen wehen lassen!
Papierkram: Für die regelmäßig verkehrenden Züge gab es gedruckte Buchfahrpläne, die für jeden einzelnen Zug unter anderem Zeit- und Geschwindigkeitsangaben enthielten.
Bei diesem Scan von Heft 2A der Bundesbahndirektion Münster für Nahverkehrszüge, gültig ab 26. Mai 1974, sind auf der linken Seite für den Ntb 7437 mit dreiteiligem Triebwagen der Baureihe 624 die jeweiligen Geschwindigkeitswechsel an den Kilometerpunkten ersichtlich.
Im Gegensatz hierzu durfte der Meister auf der 012, natürlich auch bis auf die jeweiligen Halte, seinen Nb 7407 bzw. Nb 7411 mit 100 km/h durchzockeln.
Der Aufnahmepunt 266,5 liegt also genau zwischen dem Block Hemsen(Ems) und Haren(Ems).
Viel Gegend: Flaches Land ist typisch für die Emslandstrecke. Hier fährt 042 096-8 bei der zweiten Tour am 20. März 1977 mit ihrem Sonderzug durch die Norddeutsche Landschaft bei Tecklingen.
Pflichtprogramm: Nach dem Sonderzug noch kurz ins Bw Rheine:
Der Fifty-Fifty-Joker ist bereits gesetzt.
042 113-1, 043 621-9 stehen schon 221 145-6 und einer diskret gebliebenen Beige-Türkisen gegenüber.
Götterdämmerung
Der Schuppen im Bw Emden ist noch gut mit Dampfrössern gefüllt.
Am 30. April 1977 ruhen sich 043 326-8 und ein paar Schwestermaschinen im Ringlokschuppen des Bw Emden aus.
Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab
Ein bekannter Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn zu Zeiten des Wandels von Dampf auf Strom und Diesel.
Diese Hinweisschilder, wie z. B. „Qualmen verboten“, waren früher zur Ermahnung für den Meister in Einfahrten zu größeren Bahnhöfen speziell mit Bahnhofshallen etc. angebracht.
Hier setzt sich 043 681-6 am 30.04.1977 im Bw Emden unter ganz geringem Entweichen von Dampf in Bewegung.
Halbstarke
Keine ernstzunehmende Dieselkonkurrenz für die großen Dampfer im Bw Rheine war wohl diese niedliche Kleinlok, aufgenommen am 04. Juli 1977.
Dies ist der Bildfahrplan von den Fahrten mit Angabe der Zugnummern, geplanten Triebfahrzeugen und Zugbildungen für den Abschnitt Münster Hbf /Bentheim bis Leer (Ostfriesland)
Der Lotse geht von Bord: Mit Vorspannlok 220 077-2 ist D 2915 aus Richtung Bentheim in Salzbergen am 10.09.1977 eingetroffen.
Die Vorspannlok hat abgesetzt und 023 076-3 wird die 9 Bm der Nederland Spoorwegen allein Richtung Rheine ziehen.
Leergutrückgabe: Vielbeachtet von den für die Sonderfahrten anwesenden Fotografen bringt 043 475-3 hier leere Autotransportwagen aus dem Hafen Emden in Richtung zu den Herstellerwerken zur erneuten Beladung zurück.
Ob die Bahnpolizei die Lage noch im Griff hatte?
Feierabend
043 196-5 zieht hier bei Doerpen am 23.10.1977 den letzten Dampfsonderzug, der über die gesamte Emslandstrecke lief.
Drei Tage später fuhren die letzten mit Dampflok bespannten Züge bei der DB.
Am 27. Oktober 1977 00:00 h trat das für Strecken der Deutschen Bundesbahn verhängte Dampflokverbot in Kraft. Für Eisenbahnfreunde gab es Dampfsonderfahrten dann für lange Zeit nur noch auf Privatbahngleisen wie z. B. der Westfälischen Landeseisenbahn.