1973 gebaut war 151 013-0 bei dieser Aufnahme gerade mal fast zwei Jahre alt.
Waren im Emsland die schweren Urlauber-D-Züge mit 01.10 der Hauptanziehungspunkt, so war Ottbergen das Wunschziel für 44er vor schweren Güterzügen.
Das Thema „Dampf in Ostwestfalen“ wurde von uns leider ein wenig spät begonnen. Ohne Hilfe unseres Erdkundelehrers Horst Nolte hätten wir den faszinierenden Dampfeinsatz der Jumbos in und um Ottbergen fast gar nicht mehr kennen gelernt. Wir sind ihm sehr dankbar!
Junger Hüpfer - Altes Eisen
Alter liegt im Auge des Betrachters. Nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei den Eisenbahnfahrzeugen. Am 08.06.1975 fotografierte ich die 151 013-0 des Bw Hagen-Eckesey als elektrische Vertreterin der schweren Gütertraktion vor ihrem Güterzug in Warburg.
Damals ein hochmodernes Gerät, gehört sie inzwischen auch schon fast zum alten Eisen. So wie diese Lok heute nahmen wir die 44er damals wahr.
Verfolgungsfahrten
„Wir sind ja nicht zum Spaß hier“ und „Essen könnt Ihr immer noch“ waren die weisen Sprüche unseres Fahrers, wenn es um die Verfolgung der Dampfzüge mit dem Ziel einer möglichst guten Fotoausbeute ging.
Auch mussten Prioritäten gesetzt werden. Bei einer dieser Verfolgungsfahrten hatten wir uns vor Bad Driburg einen Fotostandpunkt ausgesucht, zu dem wir erst den Bahndamm erklimmen mussten. Warum unser Lehrer erst ein paar Minuten nach uns und erst beim immer lauter werdenden Dampflokgeräusch auftauchte, erfuhren wir erst nach getaner Arbeit ...
Während der Ersteigung des Bahndamms mussten seine Fotoutensilien aktiviert werden. Das heißt: Wühlen in der Fototasche, denn es musste noch ein neuer Film eingelegt werden. Dabei rutschte der Ehering von der Hand und ließ sich in der Kürze der Zeit – der Auspuffschlag kam immer näher – nicht sofort finden. Deshalb, die Stelle markiert, rauf zum Bahndamm, die Fotos gemacht. Nach dem Ehering wurde anschließend gemeinsam, erfolgreich gesucht und dann ging es weiter.
Oft wurden wir von den geschlossenen Schranken gestoppt. Dann gab es immer ein paar „Notschüsse“.
Wichtig für die Verfolgungsfahrten war eine entsprechende Vorbereitung durch Kartenmaterial und Fahrplaninformationen.
Langes Eisenbahn-Wochenende
Die Fahrtvorbereitung mussten im analogen Zeitalter rechtzeitig begonnen werden. Heute kann fast immer nach Fahrzeiten, Standorten und Karten im Internet vor Ort gesucht werden.
Aus den Veröffentlichungen im Eisenbahnmagazin und Eisenbahnkurier wurde so für die Vorbereitung einer Wochenendfahrt von Freitag, 23. April.1976 (dem letzten Ferientag in den Osterferien) bis Sonntag, 25. April 1976 eine Übersicht von Hand zusammengestellt:
Also standen wir am 23. April 1976 um halb 4 Uhr morgens am Bahnhofsvorplatz in Hagen und warteten auf den weißen SIMCA, mit dem uns unser Erdkundelehrer zur Fahrt in Richtung Ottbergen abholte. Die Abfahrt wurde so früh gelegt, um den um 06:25 Uhr in Ottbergen eintreffenden Güterzug bei noch schwachem Licht fotografieren zu können.
Am nächsten Tag ging die Dampfjagd weiter. Nicht alle Züge fuhren wie angekündigt. Und es gab am Samstag, 24. April 1976 so manche Überraschungen. So fuhren wir z. B. auf der Jagd nach neuen Motiven nach Höxter. Ein freundlicher Bahnbediensteter wollte erst nicht so recht heraus mit der Sprache. „Ich darf Euch das eigentlich gar nicht sagen …“ Wir sahen wohl aber nicht wie Militärspione aus dem Osten aus, und so erfuhren wir: „Da kommt gleich ein Militärzug durch.“
Bw-Besichtigung
Da wir in Ottbergen und Umgebung fast nur mit unserem Erdkundelehrer in seinem Auto unterwegs waren, entstanden dort im Vergleich zu anderen Dampflokzielen wie Hamm, Duisburg-Wedau, Oberhausen-Osterfeld oder Gelsenkirchen-Bismarck überwiegend Streckenaufnahmen.
Einige Male hielten wir jedoch auch dort an, um die Lokbehandlung hautnah verfolgen zu können.
Auch hier führte der erste Weg in die Lokleitung. Eintragung ins Versicherungsbuch, Entrichtung des Versicherungsbetrages und schon war die Besichtigung des Heiligtums gestattet. Das Bw Ottbergen war übersichtlich. Deshalb wurden dort keine separaten Karten zum Umhängen wie im Bw Rheine ausgegeben.
Besuch im Lehrerzimmer
Grundsätzlich verhieß ein „Vorsprechen“ nichts Gutes, besonders wenn ich dazu „einbestellt“ wurde. Als es 1976 mit dem Dampf in Ostwestfalen, der Heimat meines Erdkundelehrers, zu Ende ging, war dies eine willkommene Möglichkeit, kurzfristig eine Eisenbahntour abzustimmen. Wenn z. B. am Montag, 24.05.1976 die beiden letzten Stunden ausfielen, wurde schnell eine Abfahrtszeit Richtung Ottbergen festgelegt. Und dann ging es los…
Meine Aufnahmen in Ottbergen enden an diesem 24.05.1976.
Alle Ostwestfalen-Fotos findet Ihr unter diesem Link zu meiner Fotodatenbank.
Denn Ende Mai 1976 wurde nicht nur der Dampfbetrieb in Ottbergen eingestellt. In meiner Heimatstadt Hagen drehte die Straßenbahn am 29.05.1976 ihre letzten Runden. Am 28. und 29.05.1976 habe ich mich diesem traurigen Ereignis in der Heimat gewidmet.
Alle Fotos aus Hagen von diesen beiden Tagen findet Ihr unter diesem Link zu meiner Fotodatenbank.
Die Touren mit unserem Lehrer waren kurzweilig, brachten tolle Fotos und wir haben sogar noch das eine oder andere gelernt, z. B. in welche Richtung Gewässer auf der Nordhalbkugel mäandrieren.